Ich spüre wie Du denkst – Tiergeschichten der besonderen Art

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Es ist mitten in der Woche als ich in der Oberpfalz im gefühlten Nirgendwo eingetrudelt bin. Die Sonne brennt schon die ganze Autofahrt vom Himmel herunter, Handyempfang gibt es seit einer halben Stunden keinen mehr und nur noch „schön“ ist es überall. Die viele Gegend rund um mich herum läßt mich zur Ruhe kommen und ich freue mich endlich das Schild lesen zu können: CAF – Ausbildungszentrum | Coaching mit Pferden. ‚Willkommen in Waldmünchen‘ denk ich mir….
 
Ich besuche Claudia A. Friederich und ihre Pferde. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Hunden nahe der Grenze zu Tschechien und arbeitet dort, wo andere Menschen Urlaub machen. Claudia und ich hatten sofort eine besondere Verbindung miteinander. Nach unserem ersten Online Gespräch war einfach klar: wir beide müssen uns unbedingt persönlich treffen. Gesagt – getan. Meine Zahnbürste war also schnell eingepackt und ich freute mich daher ganz besonders sie und ihre Arbeit besser kennenzulernen. 
 
Doch was macht Claudia eigentlich ganz genau und wie funktioniert die Arbeit mit ihren Pferden? Dieser Frage werde ich versuchen auf den Grund zu gehen. Ich habe mich bewusst nicht mit ihrer Arbeit im Vorfeld beschäftigt um zum einen völlig unvoreingenommen an das Thema rangehen zu können und zum anderen: keine Panik zu bekommen! 
 
Ich hatte schon viele Tiere vor meiner Linse gehabt, die ich in kleinen Wohnzimmern und dubiosen Kellerräumen fotografieren und anfassen durfte: Da war die umfangreiche Spinnensammlung von einem Freund, der sich mit 33 intelligenten Taranteln sein Wohn-Schlafzimmer geteilt hat und immer darauf achten musste, dass die aggressiven haarigen Tierchen nicht abhauen. Diese wußten nämlich ganz genau, dass die kleine Schiebetür des Terrariums nach links aufging. Auch Schlangen sind kein Problem. Die gelbe Tigerpython schlängelte sich fast liebevoll um meinen kleinen Finger, wo ich sofort spürte, dieses Ein – Meter – Tier ist einfach nur Kraft pur. Das mich die hochgiftige Puffotter damals nicht gebissen hat, war wahrscheinlich pures Glück als ich ihr mit meinem Makro auf den Pelz gerückt bin.   „… die ist nicht mehr giftig…“  habe ich mir damals sagen lassen. Ja klar! 
 
Aber Pferde? Davor habe ich einfach viel zu viel Respekt. Es sind große Tiere, wo ich bisher keine Erfahrungungen mit habe. Ich weiß nicht, wo ich sie anfassen darf und ich hab keine Ahnung wie ich mich ihnen gegenüber verhalten soll. Mir gehen eher Bilder von jungen Mädchen durch den Kopf, die sich schon seit kindestagen an sich ein eigenes Pferd wünschen, wie ein gestiefelter Kater durch die Gegend rennen und die Erfüllung darin finden, stocksteif in einem braunen Sattel zu sitzen. Hauptsache reiten, Papa zahlt. Ist das nur ein Klischee? 
 
Gemeinsam gehen wir das erste mal zu den Pferden und ich darf Claudia bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Ich fühle mich sofort wohl und bekomme alle Tiere einzeln vorgestellt. Claudia hat zu jedem ihrer Schützlinge eine ganz besondere Verbindung. Jedes Pferd ist anders, jedes Pferd bedarf einer eigenen Herangehensweise. Doch eines ist bei all diesen Pferden gleich: Sie spüren mich ab und zeigen mir, wo ich gerade stehe. Bin ich nervös, sind sie es auch. Bin ich ruhig, sind sie es auch. Das wird mir besonders bewusst als ich zwischen den Pferden umher gehe und sie den Kontakt zu mir aufnehmen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Kontakt zu Pferden so nah und auch etwas beruhigendes in mir auslösen kann. Wirklich schön. 
 
Claudia bei ihrer Arbeit mit den Pferden zuzusehen berührt mich zutiefst. Ich bin zu Tränen gerührt, zu sehen wie sie miteinander umgehen und zu spüren, wie intensiv solch eine Verbindung sein und wieviel Kraft man daraus schöpfen kann. Ich habe noch keine Worte dafür gefunden was es jetzt eigentlich genau ist und was so eine intensive Verbindung möglich macht. Es ist fast so als ob die Pferde einem die ganzen Sorgen und Kummer einfach abnehmen und einem neue Kraft schenken, wenn man es zuläßt. Klingt das zu absurd?
 
Zum ersten mal wird mir klar, dass die Beziehung zwischen Menschen und Pferden was ganz anderes sein kann als mit vielen anderen Tieren. Um das Vertrauen eines Pferdes zu gewinnen, bedarf es ein großes Stück arbeit. Das Zusammenspiel muss ehrlich sein und von Herzen kommen. Es sind Emotionen, die bearbeitet werden müssen. Es sind Gedanken, die geordnet gehören. Die Arbeit mit dem Pferd bedeutet: arbeiten an sich selbst. Ignoriert man diesen Spiegel, dem einem das Pferd aufzeigt, funktioniert die Zusammenarbeit schlichtweg nicht. Zumindest nicht so wie ich es hier erleben darf. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Pferde einfach einen Sattel auf den Rücken geschnallt bekommen, ihre Reitstunden absolvieren müssen oder vor eine Kutsche gespannt werden. Mit Vertrauensbasis und einem „ich verstehe mein Pferd“ hat das nichts zu tun. 
 
Claudia legt viel Wert darauf, jedem Tier den Raum, im Innen wie im außen, so zu gewährleisten wie es ihn braucht. Es ist das Pferd, das einem sagt, wann man soweit ist in ihrer Welt eintreten zu dürfen. Hält man diesen Teil der Mensch-Pferd-Vereinbarung nicht ein, wird man dort auch nie wirklich seinen Platz finden und akzeptiert. 
 
Vielleicht hatte ich genau davor Angst. Angst von dem Pferd entlarvt zu werden und festzustellen, dass ich mit mir und mit meinem Leben nicht im reinen bin… 
 
Liebe Claudia, ich danke Dir für diese tolle Erfahrung und die Erkenntnis darüber, noch mehr über mich und Deine Pferde lernen zu dürfen.